Bringt zusammen, wo es entzweit

[BRINGS TOGETHER WHERE IT DEVIDES: Aesthetic-Epistemic Potentials of the Contemporary Arts between Evidence-Gathering, Propaganda, and Assembly]

15. Juli 2021 – BRINGT ZUSAMMEN, WO ES ENTZWEIT: Ästhetisch-epistemische Potenziale der Gegenwartskünste zwischen Evidenzgewinnung, Propaganda und Versammlung.
Panel von Lisa Stuckey, Christoph Chwatal und Sebastian Mühl.
Moderation: Anne Gräfe
XI Kongress der DGÄ (Deutsche Gesellschaft für Ästhetik): Ästhetik und Erkenntnis, Züricher Hochschule der Künste

PANEL ABSTRACT: Die Gegenwartskünste orientieren sich zunehmend an Modellen der spekulativen Erkenntnis von Wirklichkeit. Seien es gegenhegemoniale Wissensformen, neuartige (para-)institutionelle Strukturen der Versammlung und des öffentlich-Machens, Antizipationen spekulativer Zukünfte anhand von Propaganda oder fallbezogene forensische Untersuchungen: Welche Implikationen haben diese Praktiken in Bezug auf den ästhetisch-epistemischen sowie politischen Ort der Kunst? Christoph Chwatal argumentiert für eine Verschiebung von der Relationalen Ästhetik zu einer Ästhetik der Versammlung. Sebastian Mühl beleuchtet Phänomene unter dem Stichwort einer Ästhetik der Propaganda. Lisa Stuckey widmet sich ausgehend von Forensic Architectures „Investigativen Ästhetik“ einer kritischen Analyse der Evidenzen kasuistischer Erkenntnis.

VORTRAG LISA STUCKEY ABSTRACT: Begrifflich von der “Investigativen Ästhetik” (Ausstellung Forensic Architecture: Towards an Investigative Aesthetics, MACBA 2017) ausgehend, fokussiert der Beitrag auf in kasuistischen Erkenntnis- und Untersuchungsformaten gewonnene Evidenzen, die in Widerspruch zur rezeptionsästhetisch offenen Erfahrung stehen. Mit Daniel Tyradellis Kritik an einer “Verkürzung auf den Akt des Sehens”, wo mit Evidenz “im Griechischen das Leuchten und Scheinen der Wahrheit selbst gemeint” ist sowie mit Barbara Cassin soll gefragt werden, ob es sich bei der Investigativen Ästhetik um ein rhetorisches oder wissenschaftliches Evidenzverfahren handelt. Denn wo die Suche nach der Wahrheit in statu nascendi stattzufinden scheint, passiert dies nicht ohne den spektakulären Einsatz rechtlicher wie kunstbezogener Instanzen und Organe, die als Para-Institutionen mitunter zur Test-Site werden.