PATIENT PATIENTS: Architektur als Medium der Fürsorge und Fürsprache in Investigationen von Forensic Architecture

[PATIENT PATIENTS: Architecture as a Medium of Care and Advocacy in Investigations of Forensic Architecture]

Peer-review Aufsatz von Lisa Stuckey.
Publiziert in: Zeitschrift für Medienwissenschaft (ZFM) 24 (2021): „Medien der Sorge“ (Schwerpunktredaktion: Jasmin Degeling, Maren Haffke), transcript, S. 38–46.

„Anhand der gegen-forensischen Arbeit der Agentur Forensic Architecture untersucht LISA STUCKEY medienökologische Komplexe um technische Zeug_innenschaft und materiell-sensorisches Empfinden als Verfahren der Rechtspflege, der reparativen Gerechtigkeit und der Fürsprache. Damit antworten die Interventionen von Forensic Architecture laut Stuckey auf das wohlfahrtsstaatliche Versprechen, Verbrechen aufzuklären. Stuckey identifiziert die Architektursimulationen zugleich als Mittel eines Affektentzugs und als Verlagerung der Verletzlichkeit und des Empfindens von Körpern auf Räumlichkeiten in einer Ästhetik, die eigene Pathosformeln ausbilde.“ (JASMIN DEGELING / MAREN HAFFKE: Medien der Sorge – Einleitung in den Schwerpunkt, S. 12)

 

ABSTRACT
Auf welchen therapeutischen und rechtlichen Enthüllungsversprechen beruhen die Investigationen von Forensic Architecture? Und welche Register werden in den ästhetisch-forensischen Ermittlungen und ihren medialen Inszenierungen marginalisiert? Es steht zur Debatte, inwiefern Forensic Architecture darauf abzielt, von der gerichtlichen
Instanz akzeptiert zu werden und sich dabei deren Verfahrens- und Artikulationsweisen aneignet, zugleich jedoch unerwartete Handlungsmöglichkeiten entstehen lässt. Hergeleitet aus Justitias Abbildungsverbot betrifft die zentrale These den Bruch mit Darstellungskonventionen, der eine Affektübertragung auf den «patient patient» (lat.: pati = erdulden, erleiden) der Architektur als Medium der Fürsorge und Fürsprache bewirkt.
   

Writing, CurrentLisa Stuckey